Ich habe eine Serie von Arbeiten eingereicht, die sich mit dem Entstehen eines Raumes im Kopf der Betrachtenden beschäftigt.
Punkt zu Punkt zu Linie zu Linie zu Fläche zu Fläche zu Raum. Was braucht es, damit wir einen Raum erschaffen? Die bloße Vorstellung eines Raumes öffnet die eigentlich flache Darstellung. Der Blick sucht Muster. Punkte werden zu Linien gedacht, Linien zu Flächen und Flächen zum Raum.
Die Betrachtenden selbst definieren den Raum durch ihre Blicke und Interpretationen. Sie werden die eigentlichen Schaffenden des Raumes.
Alle individuellen Vorstellungen eines Raumes überlagern sich und bilden erst zusammen den dargestellten Raum in all seiner Unvollkommenheit.
Ich bin Pädagoge. Ich bin Bücherpirat. In meiner Arbeit geht es darum, andere zu Geschichten-Erzähler*innen zu machen. Ihnen das Gefühl von Selbstwirksamkeit zu geben - dadurch, dass sie dem Erzählstrom aller ihre eigene Stimme hinzufügen.
Ich bin Autor und schreibe Bücher, von denen ich hoffe, dass sie die Lesenden zu Erzählenden machen. Ich beschreibe so wenig wie irgendwie möglich ist, ohne die Verständlichkeit zu riskieren. Ich bin neugierig, welche Geschichten meine Lesenden sich aus meinen Texten erzählen.
Ich bin Photograph und mache abstrakte Photographien. Meine Bilder sind nicht fertig, wenn sie gedruckt sind. Wenn überhaupt, sind meine Bilder dann „fertig“, wenn sie betrachtet werden und im Kopf der Betrachtenden ein Raum entsteht. Ich freue mich, je unterschiedlicher diese individuellen Vorstellungen der Räume sind. In der von mir gedachten Überlagerung aller betrachteten Räume, findet sich mein Bild.
Eine Gruppe, die es mal bei den Bücherpiraten gab, hieß „der Club der Standpunkte und -wechsel“. Eine Diskussion dieser Gruppe blieb mir dabei in Erinnerung. Dort ging es um die Frage „Was ist Kunst?“. Die Jugendlichen kamen zu dem Schluss, dass etwas erst – oder schon - Kunst ist, wenn „jemand etwas zu Kunst erkennt.“ Diese Wortschöpfung ist in meinen Wortschatz eingegangen. Noch mehr: es ist ein Begriff in meinem Denken geworden. Der wesentliche Akt, der etwas Alltägliches von „Nicht-Kunst“ zu „Kunst“ macht, ist demnach das Erkennen von Kunst selbst.
Das gibt dem Künstler oder der Künstlerin die Rolle, anderen etwas zum Betrachten anzubieten. Was diese anderen aus dem Angebot machen, bleibt im Ungefähren.
Mich würde sehr interessieren, was ihr in den Bildern seht. |