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abstract art photography
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Hallo,

schon, dass Du neu oder noch dabei bist. Es wird Zeit für einen Zwischenbericht zu der Ausstellung #lübeckcontemporary.

 

vernissage

Die Kunsthalle St. Annen ist ein Aufeinanderprallen von mittelalterlichen Säulen mit Sichtbeton. Anders kann man sich die Präsentation von zeitgenössischer Kunst in Lübeck nicht vorstellen. Kaum ein öffentlicher Raum kann leugnen, dass in diesen Straßen schon vor Jahrhunderten Menschen zusammenkamen, um ihre Ideen auszutauschen. Und doch wären Backsteine allein ein zu großer Kontrast für abstrakte Kunst. Die Kunsthalle bietet Kunst eine Bühne und lädt zum Auseinandersetzen ein. Im besten Fall ist sie ein Ort der Begegnung von Ideen, Kunst und Menschen.

 

Der Anfang der Vernissage war traditionell mehr Senden als Begegnen. Es gab eine Reihe von Ansprachen: Von der Kultursenatorin Monika Frank, von dem Direktor der Lübecker Museen Tilmann von Stockhausen, der Leitung der Kunsthalle St. Annen Noura Dirani und von der Vorsitzenden der Gemeinschaft der Lübecker Künstler*innen Vivien Thiessen.

10 Sängerinnen von Vox Mandala gaben mit ihrer Musik der Kunst einen Rahmen. Enge Harmonien begeisterten mich. Das traditionelle ‚Kaval Sviri‘ klang so modern, als sei es erst jetzt komponiert worden.

Danach schwärmten die Gäste aus, die Ausstellung zu entdecken. Die Hängung ist im besten Sinne des Wortes eigenwillig. Ein Bild in 4 Meter Höhe - eines mitten im Raum. Ein halber Raum unbeleuchtet. Noura Dirani ist es so gelungen, dass die Kunstwerke miteinander wirken und Räume gestalten. 

Ich hätte gerne gewusst, welche Räume in den Köpfen der Leute entstanden sind, als sie meine Bilder betrachtet haben. Doch es gehört für mich dazu, dass ich das meistens nicht erfahre.

schreib mir deinen raum
meine interpretationen

In den Tagen danach habe ich mir die Kunstwerke der anderen Künstler*innen noch genauer angesehen. Ein zweiter Blick auf die Ausstellung lohnt sich.

Einige der Objekte und Installationen haben mich zu eigenen Interpretationen eingeladen.

Die Installation „Labor“ von Sabine und Christian Engelhaaf:

Die Arbeit „Halten“ von Janine Gerber:

 

Die Installation „About“ von Ida Möller:

portrait

In den Tagen vor der Eröffnung wurden fünf filmische Kurzportraits in der Kunsthalle aufgenommen. Hier ist meines:

 

hier das video ansehen
für kinder erklärt

Es gibt mehrere Führungen für Kinder. Dafür habe ich einen Fragebogen so ausgefüllt, wie ich Kindern von meinen Bildern erzähle. Dabei habe ich gemerkt, wie viel Bücherpiraterei auch in meiner Kunst steckt.

 

Warum sind Sie Künstler*in geworden?

Ich bin Bücherpirat. Bei den Bücherpiraten zeige ich Kindern und Jugendlichen, wie sie Geschichten erzählen können. Es ist ein gutes Gefühl, wenn Du Deine eigene Geschichte erzählen kannst. Es macht Dich sicherer und stärker.

Ich schreibe auch Bücher für Kinder und Jugendliche. Ich versuche sie so zu schreiben, dass ich der Leserin oder dem Leser nicht alles abnehme. Ich beschreibe nicht alles. Wer die Geschichte liest, braucht Fantasie, um die Lücken zwischen den Beschreibungen zu füllen. Und das finde ich gut so. Denn dann wird sie oder er wieder selbst zur Geschichten-Erzählerin oder -Erzähler.

Wenn ich Fotos mache, ist es genauso. Ich zeige kein genaues Bild. Man kann nicht erkennen, ob ich einen Blumenstrauß, eine Nachbarin oder einen Kirchturm fotografiert habe. Solche Bilder nennt man „abstrakt“. Meine Bilder sind nicht „fertig“, wenn sie gedruckt sind. Ich weiß nicht, ob meine Bilder jemals fertig sind. Denn für mich brauchen die Bilder noch jemanden, der oder die sie ansieht.

Die Bilder in der Ausstellung sind aus einer Serie, die „Vorstellung von Raum“ heißt. Erst in den Köpfen der Menschen, die das Bild ansehen, entsteht dieser Raum. Erst die Leute, die die Fotografien betrachten, erzählen die Geschichte zu Ende und machen sich ihr Bild aus meinem Bild – auch wenn sie das nur still machen und nicht aussprechen, was sie sich denken.

Ich mag den Gedanken, dass ganz viele unterschiedliche Menschen ein Bild ansehen und jede oder jeder hat dabei ein ganz unterschiedliches Bild im Kopf.

Für mich ist mein Bild erst dann „fertig“, wenn man alle diese Bilder in den Köpfen der Menschen übereinanderlegt. Das wird leider nicht gehen.

Das ist der Grund, warum ich Künstler bin. Ich bin neugierig auf die Geschichten, die andere sich erzählen, wenn sie meine Bilder ansehen. Ich mag sehr, dass es unmöglich ist, alle denkbaren Geschichten zu denken.

Was ist für Sie Kunst?

Bei den Bücherpiraten gibt es viele Jugendliche, die gerne diskutieren. An einem Nachmittag diskutierten sie darüber, was Kunst ist. Das ist keine einfache Frage. Was ist der Unterschied zwischen „Nicht-Kunst“ und „Kunst“? Die Jugendlichen kamen zu dem Schluss, dass etwas erst dann Kunst ist, wenn „jemand etwas zur Kunst erkennt“. Oder: etwas ist schon dann Kunst, wenn „jemand etwas zur Kunst erkennt“.

Diesen Satz gibt es so eigentlich nicht. Das haben sich die Jugendlichen an dem Nachmittag ausgedacht. Ich habe noch lange darüber nachgedacht. Für mich steckt viel Wahrheit in dem Satz. Ich benutze den Satz jetzt immer so.

Der Unterschied zwischen „Nicht-Kunst“ und „Kunst“ liegt für mich nicht in dem Gegenstand, der Farbe oder dem Papier. Der Unterschied entsteht, wenn jemand „etwas zur Kunst erkennt“. Und dieser Jemand kann eine berühmte Künstlerin sein oder Du selbst.

Das gibt dem Künstler oder der Künstlerin die Rolle, anderen Menschen etwas zum Ansehen oder Hören oder Schmecken oder Fühlen anzubieten. Ob diese anderen das dann „zur Kunst erkennen“ und welche Geschichten dabei entstehen, wird niemand je sagen können.

 

Was möchten Sie mit Ihrer Kunst aussagen und/oder bezwecken?

 

Meine Fotografien sind aus der Serie „Vorstellung von Raum“. Ich finde es spannend, was ein Bild braucht, damit eine andere oder ein anderer sich das Bild ansieht und dann an einen Raum denkt.

Wenn Du zwei Punkte ansiehst, macht Dein Kopf daraus sofort eine Linie – auch wenn die gar nicht auf dem Bild ist. Wenn Du zwei Linien erkennst, denkst Du schnell an eine Fläche. Und aus zwei Flächen machen Deine Gedanken einen Raum.

Der Raum, den vor Deinem inneren Auge siehst, kann für Dich sehr echt sein. Vielleicht kannst Du Dich umschauen. Vielleicht spürst Du einen Lufthauch oder Du riechst, wie es dort riecht. Vielleicht hörst Du Stimmen oder Geräusche.

Ich hoffe, dass es solche Momente gibt, wenn sich viele unterschiedliche Menschen das Bild ansehen. Ich würde sehr, sehr gerne wissen, wie diese unterschiedlichen Räume vor den unterschiedlichen inneren Augen aussehen. Das kann ich nicht. Und dass ich das nicht kann, finde ich noch besser.  So bleibt es meiner Fantasie überlassen, mir das auszudenken, was alle anderen sich ausdenken.

du kannst meine bilder bestellen
art speed dating

Am Freitag 3. März um 15 Uhr werde ich selbst in der Ausstellung zu besichtigen sein. Ich bin Teil des Art-Speed-Datings mit einigen Künstler*innen. Ich würde mich freuen, einige von Euch dort zu treffen.

Wenn ihr Euch zu einem anderen Zeitpunkt mit mir in der Ausstellung verabreden wollt, freue ich mich auf eine Mail von Euch.

triff mich in der ausstellung

ungenaue aber doch herzliche Grüße

Martin

info@erfindlich.de

 

Hello,

I'm glad you're new or still here. It's time for an interim report on the exhibition #lübeckcontemporary.

 

vernissage

 

The Kunsthalle St. Annen is a clash of medieval columns with exposed cement. There is no other way to imagine the presentation of contemporary art in Lübeck. Hardly any public space can deny that centuries ago people came together in these streets to exchange ideas. And yet bricks alone would be too great a contrast for abstract art. The Kunsthalle offers art a stage and invites people to engage with it. At its best, it is a place where ideas, art and people encounter each other.

The opening of the vernissage was traditionally more sending than encountering. There was a series of speeches: From the Senator for Culture Monika Frank, from the Director of the Lübeck Museums Tilmann von Stockhausen, from the Director of the Kunsthalle St. Annen Noura Dirani and from the Chairwoman of the Community of Lübeck Artists Vivien Thiessen.

10 singers from Vox Mandala gave the art a framework with their music. Close harmonies thrilled me. The traditional 'Kaval Sviri' sounded so modern, as if it had only just been composed.

Afterwards, the guests spread out to discover the exhibition. The hanging was unconventional in the best sense of the word. One picture at a height of 4 metres - one in the middle of the room. Half a room unilluminated. Noura Dirani succeeded in such a way that the artworks interacted with each other and created spaces. 

I would have liked to know what spaces were created in people's minds when they looked at my pictures. But for me it is part of the process that I usually don't find out.

write me about your space
my interpretations

In the following days, I took a closer look at the artworks of the other artists. A second look at the exhibition is worthwhile.

Some of the objects and installations invited me to make my own interpretations.

The installation "Labor" by Sabine and Christian Engelhaaf:

The work "Halten" by Janine Gerber:

The installation "About" by Ida Möller:

 

portrait

In the days leading up to the opening, five short film portraits were shot at the Kunsthalle.

 

watch now
explanations for children

There are several guided tours for children. For this, I filled out a questionnaire the way I tell children about my pictures. I realised how much book piracy there is in my art.

 

Why did you become an artist?

I am a book pirate. At the book pirates I show children and young people how to tell stories. It is a good feeling when you can tell your own story. It makes you more confident and stronger.

I also write books for children and young people. I try to write them in such a way that I don't do everything for the reader. I don't describe everything. Those who read the story need imagination to fill in the gaps between the descriptions. And I think that's a good thing. Because then she or he becomes the storyteller again.

When I take photos, it's the same. I don't show an exact picture. You can't tell whether I've photographed a bouquet of flowers, a neighbour or a church tower. Such pictures are called "abstract". My pictures are not "finished" when they are printed. I don't know if my pictures are ever finished. Because for me, the pictures still need someone to look at them.

The pictures in the exhibition are from a series called "Imagining Space". Only in the minds of the people who look at the picture does this space come into being. Only the people who look at the photographs finish the story and make their picture out of my picture - even if they only do it silently and don't say what they are thinking.

I like the idea that many different people look at a picture and each has a different picture in mind.

For me, my picture is only "finished" when you overlay all these images in people's heads. Unfortunately, that won't work.

That is the reason why I am an artist. I am curious about the stories others tell themselves when they look at my pictures. I like very much that it is impossible to think of all possible stories.

What is art for you?

In the Book Pirates there are many young people who like to discuss. One afternoon they discussed what art is. That is not an easy question. What is the difference between "non-art" and "art"? The young people came to the conclusion that something is only art when "someone recognises something to be art". Or: something is already art when "someone recognises something to be art".

This sentence does not actually exist. The young people came up with it that afternoon. I thought about it for a long time. For me, there is a lot of truth in that sentence. I use the sentence like that all the time now.

For me, the difference between "non-art" and "art" does not lie in the object, the colour or the paper. The difference comes when someone "recognises something to be art". And that someone can be a famous artist or yourself.

That gives the artist the role of offering other people something to look at or hear or taste or feel. No one will ever be able to say whether these others then "recognise this as art" and what stories are created in the process.

What do you want to say and/or achieve with your art?

 

My photographs are from the series "Imagining Space". I find it exciting what a picture needs in order for another person or another person to look at the picture and then think of a space.

When you look at two dots, your head immediately makes a line out of them - even if it's not in the picture. If you recognise two lines, you quickly think of a surface. And your thoughts make a space out of two surfaces.

The space that you see in your mind's eye can be very real for you. Maybe you can look around. Maybe you feel a breath of air or you smell how it smells there. Maybe you hear voices or sounds.

I hope that there are moments like that when many different people look at the picture. I would very, very much like to know what these different spaces look like in front of the different inner eyes. I can't. And the fact that I can't, I think is even better.  So it's left to my imagination to come up with what everyone else is coming up with.

order a fine art print
art speed dating

On Friday 3 March at 3 pm I will be presented in the exhibition myself. I am part of the art speed dating with some artists. I would be happy to meet some of you there.

If you would like to meet me at the exhibition at another time, I look forward to receiving an email from you.

meet me at the exhibition

vague but warm greetings

 

Martin

info@erfindlich.de

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